Am Aufreger-Thema Nummer 1 kommen auch wir diesmal nicht vorbei: Anja muss zum Zahnarzt. Nebenbei diskutieren wir noch den blassen Jungen aus Bremen, der Beef mit dem alten Mann vom Bosporus anzettelt und beweist, wie wenig Humor Deutschland dann eben doch hat. Daneben Brüste, Sexismus und coole Hackerthemen – Ihr kennt die Leier. Nächstes Mal lassen wir uns die Sendung nicht wieder von der Stern-TV Redaktion schreiben. Bussi, liebes Internet.
- Kontext
- Heiko Maaß rettet die Frauen
- Reichsbürgerwarnknopf in Finanzämtern
- Scarlett Johansson Roboter
- Ransomware
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Hallo Experten!
Schöne Sendung, auch wenn der gute Herr Robert mal ne Chill-Pill einwerfen sollte :)
Nervt aber auch alles im Moment, die Nachrichten sind voll mit dummen Reaktionen auf alles (Wegbierverbot in Berlin, BER Sprecher rausgeworfen für ehrliche Ansagen, Böhmermann soll hart verklagt werden, weil Erdogan es so will….). Aber eine Sache würde ich gerne noch aus einem anderen Winkel ansprechen:
Secistische Werbung ist ein Problem. Nackte Frauen als Objekte und nicht als Subjekte, fördern ein Frauenbild, in dem Frauen nicht ernst genommen werden, für wer sie sind, sondern nur für ihr Aussehen. Wenn eine Frau als Person abgebildet ist, und zufällig leicht bekleidet ist das was anderes, als wenn eine zufällige Frau zur Unterstützung einer Werbebotschaft halbnackt platziert wird. Und da leider Werbung einen großen Einfluss auf die Meinungen und Ansichten der Bevölkerung hat, ist es sinnvoll, zu hinterfragen, ob man da nicht was machen kann. Bei Robert klang es so, als könnte er das grundlegende Problem nicht verstehen, weswegen ich das hier versuche zu erklären. Wo ich die Ansicht nachvollziehen kann, ist beim Punkt Nannystate. Verbote sind irgendwie uncool, und eigentlich sollte jeder doch in der Lage sein, Werbung als irreales Konstrukt zur Konsumsteigerung zu begreifen. In Wirklichkeit sieht man aber etliche Beispiele, wo das eben nicht funktioniert. Da sind Leute ernsthaft überrascht, dass in der 5 Minuten-Terrine nur 1,2 % Gemüse sind, obwohl doch in der Werbung ein Korb voll Lauch zu sehen war. Werbung wird also nicht als surreal wahr genommen. Hinzu kommt, dass Kinder noch viel mehr nicht dazu in der Lage sind, Werbung von Realität zu unterscheiden. Kinder sind meiner Meinung nach am anfälligsten für unterschwelligen Sexismus, der auch dazu führen kann, dass 12-jährige Mädchen auf einmal aussehen wollen, wie Heidi Klum auf dem neuen Dior Plakat.
Und was wäre wirklich verloren, sollte sexistische Werbung verboten sein? Wiegt man die Vor- und Nachteile gegeneinander auf, sehe ich persönlich wenig, was gegen das Verbot spricht, außer dass Verbote halt scheiße sind. Ich glaube aber nicht, dass durch dieses spezielle Verbot, die Gesellschaft ein schlechterer Ort wird.
Jetzt genug vom ernsten Mansplaining hier, hier noch ein Link zu GoGos
https://en.wikipedia.org/wiki/Gogo's_Crazy_Bones
Die waren bei uns der ganz heiße Scheiß, irgendwo um 1998 herum. Die hat man so wie Murmeln gegeneinander gedetscht und dann gespielt, wobei das Sammeln und tauschen viel wichtiger war.
Und zum Punkt Smart Home hacking: Kennt ihr schon den twitteraccount internet of shit? Solltet Ihr Euch mal angucken, eine sehr schöne Sammlung von IoT Fails.
Gehabt Euch wohl
joram
Ich bin wieder ruhig :)
Ich muss doch nochmal ein paar Zeilen zu der sexistischen Werbung bzw. dem Verbot eben dieser loswerden. Ich mach das mal als “ich”, weil ich hier nicht für die anderen beiden schreiben möchte.
Ebenso wie ich ein Verfechter von unbedingter Meinungsfreiheit bin auch wenn es an den radikalen Rändern mehr oder weniger große Ansammlungen von Idioten gibt, halte ich auch das, was Du als “Nannystate” bezeichnest für den falschen Ansatz in diesem Kontext – wenn es also um das Verbot von “sexistischer Werbung” geht, dann würde ich mich dagegen aussprechen, da alleine die Definition von “sexistischer Werbung” schon im Ansatz zu schwammig ist und eine Einzelfallauslegung durch Gerichte diese Fälle mind. albern machen würde ich befürchte, dass hier eine neue Welle an Prozessen entsteht, die der der Abmahnindustrie für Filesharing nicht unähnlich ist.
Soweit die “legale Seite” – Du sprichst ja noch eine andere Ebene an, die ich für mind. gleichwichtig halte und ich denke schon, dass ich diese Ebene verstehe aber eine fundamental andere Einschätzung habe als z.B. Du. Dazu ein paar Worte: Du beginnst Deine Erklärung mit der These, dass sexistische Werbung ein Problem darstellen würde und vermengst sie im nächsten Satz sofort mit “nackten Frauen” und der oft zitierten “Subjekt/Objekt Dichotomie”. Damit zeichnest Du ein Bild, was ich für mindestens oberflächlich halte und an schlechten Tagen sogar böswillig nennen würde.
Nehmen wir den ersten Satz und die Aussage, dass sexistische Werbung ein Problem sei. Warum ist das so bzw. wo genau liegt das Problem? Wie schon in der Folge gesagt, Sexismus ist die Herabwürdigung bzw. Herabsetzung eines Menschen auf Basis des Geschlechts – das sehe ich in nur ganz wenigen Werbungen wirklich erfüllt. Aber selbst wenn es doch mehr wären, als mein nicht recherchiertes Bauchgefühl gerade vermutet, stellt sich ja die Frage, welchen Einfluss eine solche Werbung hätte. Du schreibst, dass Werbung einen großen Einfluß auf Meinungen oder Ansichten der Bevölkerung hat. Das lasse ich solange gelten, wie es um die beworbenen Produkte geht, nicht aber wenn Du das auch auf die dargestellten “Lebensweisen” erweiterst. Werbung funktioniert (mal ganz naiv runtergebrochen) auf Basis von zwei verschiedenen Effekten: Lebensumstände zu vermitteln, die die Rezipienten gerne hätten und diese mit Produkten zu verbinden, um den Eindruck zu vermitteln, dass sie damit erreichbar wären oder die Verankerung von Produkten in bekannten Lebensumständen. Im wesentlichen ist das Ziel das beworbene Produkt mit positiven Emotionen zu verbinden, damit die Kunden sich dann an diese positiven Emotionen erinnern, wenn sie vor einer Kaufentscheidung stehen.
Das zusammen mit dem Fakt, dass durch die kurze Rezeptionszeit von Werbung (Plakate, Spots etc.) die Inhalte völlig überzeichnet dargestellt werden müssen, um maximalen Effekt zu erzielen (ein Grund für die Überretouchierung von Bildern), macht es für mich so gut wie unmöglich zu akzeptieren, dass die Inhalte von Werbung einen messbaren Einfluß auf Menschen haben, der über die emotionale Bindung des beworbenen Produkts hinausgeht. Ich kenne keine ernstzunehmende Studie (Langzeit und mit mehr Probanden als in einem durchschnittlichen Nachtbus sitzen), die einen solchen Einfluß von Medien im allgemeinen oder Werbung im speziellen ausgeht. Wie gesagt: Beeinflussung und Verankerung von positiven Gefühlen gegenüber einem beworbenen Produkt ja, alles andere in meinen Augen nein. Daher ist für mich die Darstellung von veralteten und evtl. sexistischen Geschlechterrollen nicht per se unzulässig – man kann sich Gedanken machen ob es nötig ist, aber im Endeffekt steht es jeder Firma frei, sich damit zum Arsch zu machen. Aber ein nachhaltig negativer Einfluß auf die Gesellschaft ist in meinen Augen nicht vorhanden. Lasse mich da aber gerne mit entsprechenden Studien eines Besseren belehren.
Dann Deine Vermengung dieser These mit „nackten Frauen“… abgesehen davon, dass wir in der Folge selber schon mehrmals erwähnten, dass es genug Beispiele für Werbung gibt, in der ebenso nackte bis leichtbekleidete Männer vorkommen, vermengst Du hier in meinen Augen „sexualisierte Werbung“ und „sexistische Werbung“. Wann war eigentlich diese geheime Sitzung, in der beschlossen wurde, dass Sex und die erotische Darstellung menschlicher Körper etwas schlechtes sei? Warum ist eine leicht bekleidete Claudia Schiffer auf dem Plakat per se schlecht? Niemand hat sie gezwungen, sie ist eine erwachsene Frau, sie bekommt eine Menge Geld dafür, manche Männer schauen sich das gerne an. Wo in dieser Kette ist das Problem versteckt? Der Fakt, dass Du sie in Deiner Interpretation auf ein Objekt herabwürdigst (und ja, das machst Du, das ist keine inhärente Eigenschaft dieses Plakats) und Ihr so jegliche Autonomie absprichst über ihre Entscheidung, Teil dieser Werbekampagne zu sein und Ihren Körper bewußt für diese Werbung zur Verfügung zu stellen, könnte man (das meinte ich mit „böswillig an schlechteren Tagen“) als die einzige sexistische Handlung dieser Gedankenkette interpretieren. Ich halte das für Unsinn, es infantilisiert für mich die Models, deren (teilweise verdammt gut bezahlter) Beruf es ist, auf solchen Plakaten Werbung zu machen und spricht tausenden Menschen, die diese Bilder sehen die Fähigkeit ab, diese Models als das zu sehen, was sie sind: Menschen, die danke Ihrer Gene, harter Arbeit an ihrem Körper und ausreichend Photoshop ein schän anzusehendes Model sind, was eine Werbebotschaft transportiert (siehe oben: emotionale Bindung an ein Produkt). Hier zu unterstellen, dass seien zum Objekt gemachte Frauen, die nicht ernst genommen werden und die darunter zu leiden haben, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Was ich nicht sagen möchte ist, dass es keinen Sexismus gäbe oder es nicht genug Arschlöcher in unserer Gesellschaft gibt, deren Frauenbild ins Klo gehört. Ein Beispiel davon habe ich selber in der Sendung erwähnt. Ich bin es nur leid, dass sich irgendwie der Gedanke festgesetzt hat, dass es dafür einfache Lösungen gäbe… „oh, wenn wir nur endlich diese sexistische Werbung verbieten, dann wird das alles gut“ oder „oh, wenn alle Filme endlich den Bechdel Test bestehen, dann ist unsere Gesellschaft endlich gerecht“. Das ist Symbolpolitik, die nur mehr Gräben schafft als sie zu schließen vermag und versucht Menschen und soziale Prozesse auf naive A->B Konzepte runterzubrechen, weil es sich nett in Schlagzeilen und Youtube-Videos macht.
Sorry für die Wand aus Text – ich habe überlegt, ob ich Dir nochmal antworten soll. Diskutieren im Internet ist ja leider unmöglich geworden, aber nimm es einfach als Debattenbeitrag und ich denke auch weiterhin über Deine Zeilen nach, ok?
Danke fürs Hören und auf dass ich ab sofort nur noch entspannt in Mikros rede ;)
Eine schöne Sendung macht ihr. Habe euch jetzt erst entdeckt, obwohl ich euch in anderen Podcasts öfter höre. Macht doch mal mehr Werbung für dieses Qualitätsprodukt hier! :)
Bzgl. Reichsbürgern: Habt ihr das mal ernsthaft hinterfragt oder macht ihr euch nur darüber lustig? Ich habe sowas leider in der Familie und mich deswegen schon mal intensiver mit dem Thema auseinander gesetzt und ich fand es tatsächlich ziemlich schwierig bis unmöglich, gute Argumente dagegen zu finden. Ähnliches auch zum Thema Chemtrails. Ich halte diesen Kram immer noch für Quatsch, aber auch, weil ich mich einfach nicht weiter damit beschäftigen will. Und ich habe den Verdacht, das die wenigsten, die sich darüber lustig machen, jemals wirklich damit beschäftigt haben.
Sexistische Werbung: Ich halte Verbote auch für schwierig, aber das uns nahezu alles über Sex verkauft wird, kotzt mich extrem an – ich finde schon, das das eine Gesellschaft stark prägt und auch Leute betrifft, die sich für total medienkompetent und reflektiert halten.
Böhmermann: Selbstverständlich muss sowas erlaubt sein, aber ich finde nicht, das man viel Mitleid mit ihm haben braucht. Er muss gewusst haben, wie sowas ankommen kann und wie das zitiert wird. Ich gehe fest davon aus, das Aufregung einkalkuliert (oder auch der einzige Grund dafür) war. Ich finde manche Dinger in seiner Show wirklich gelungen, aber das war einfach unterirdisch. Ironie auf Kindergarten-Niveau, das (wie ich finde verständlicherweise) auch viele türkische Menschen beleidigt. Und ich finde es auch angemessen, das ein Staatsoberhaupt sich für so ein Ding entschuldigt. Es ist zwar ZDF Neo, aber es ist immer noch das ZDF und nicht der offene Kanal.
Chemtrailer und Reichsbürger sind schon überzeugend zu widerlegen, nur nicht halt gegenüber den Gläubigen. Denn die liegen fraktal-falsch: auf jeder Ebene der Argumentation ist die Aussage unwahr (https://rationalwiki.org/wiki/Fractal_wrongness), aber wenn das deutlich gemacht wird, wechseln die einfach auf die nächste, feinere, immer noch unwahre Ebene. Es ist faktisch möglich, praktisch aber unmöglich, jede einzelen Ebene zu überführen. Deswegen setzen sich diese Ansichten so fest. Beginnt man, die Weltverschwörung als Blödsinn zu entlarven, wechseln die das Thema auf das nächst kleinere Element und entziehen sich so der Widerlegung ihrer Ansichten.
Die meisten Krititker an Chemtrailern und Reichsbürgern haben sich eben schon damit beschäftigt, nur ist es müßig, jedes einzelne Mal wieder darzulegen, warum das alles Schwachsinn ist. Und das ist es. Es reicht, zu sagen: “Reichsbürger sind Idioten, Chemtrailer auch.”
Die Wikipedia hat zum Thema Chemtrails gute Infos und verlinkt auf Websites, die gute Argumente dagegen sammeln. Aber wie gesagt, es ist selten produktiv, einem Chemtrailer darlegen zu wollen, warum es Blödsinn ist, an Giftwolken aus Flugzeugen zu glauben.
“Eine schöne Sendung macht ihr. Habe euch jetzt erst entdeckt, obwohl ich euch in anderen Podcasts öfter höre. Macht doch mal mehr Werbung für dieses Qualitätsprodukt hier! :)”
Danke für die Blumen.
Mit der Werbung ist so ne Sache… Werbung lügt ja bekanntlich ;) Aber erzähl ruhig weiter, dass wir toll sind – das reicht dann schon :)
Anja – da Du dort augenscheinlich in der Nähe wohnst: ab ins Café Rolo (Thadenstraße 6) und ein getoastetes portugiesisches Croissant verputzen. Dann wird das auch was mit Hamburch & Dir.
Wenn’s nicht schmeckt, schicke ich dem Podcast Deine Auslagen in Briefmarken.
Wohlan!